Die besondere Bücherei in der Villinger Innenstadt brummt

Bücher-Pavillon feiert dreijährigen Geburtstag: Angebot des Lions Club wird gut angenommen. Die Verantwortlichen sehen in dem prominenten Ort in der Stadt einen großen Vorteil

Der Lions Club Villingen hat gemeinsam mit der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen den Bücher-Pavillon vor drei Jahren ins Leben gerufen. Seitdem betreut der Lions Club ehrenamtlich den Glaskasten in der Oberen Straße. Leseratten können sich ein Buch für eine gewisse Zeit ausleihen und wieder zurückbringen. Wenn Interessierte ein Buch behalten möchten, sollten sie ein anderes Buch als Ersatz im Pavillon zurücklassen. So ist ein breites Angebot für alle gesichert. Die Bücher sind unverkäuflich und werden vom Lions Club regelmäßig mit einem Stempel gekennzeichnet.

 

Der Bücher-Pavillon wird drei Jahre alt. Robert Göhring (links) und Roland Brauner vom Lions Club sind stolz, dass ihr Angebot so gut angenommen wird. | Bild: Sebastian Küster
Der Bücher-Pavillon wird drei Jahre alt. Robert Göhring (links) und Roland Brauner vom Lions Club sind stolz, dass ihr Angebot so gut angenommen wird. | Bild: Sebastian Küster

Vor drei Jahren startete der Lions Club Villingen das Projekt „Bücher-Pavillon“ und erschuf einen kommunikativen Ort für Leseratten in der Innenstadt. Die triste Glasvitrine, die zu Werbezwecken diente, erhielt so eine neue Bestimmung und wurde natürlich kräftig aufgefrischt. Die Initiatoren Roland Brauner und Robert Göhring vom Lions Club, sind zufrieden: „Dass das Angebot so gut ankommt, hätten wir nicht gedacht.“

Alle zwei Wochen muss Robert Göhring den Bücher-Pavillon neu bestücken. „Eigentlich sollte es ein Austausch sein. Wer ein Buch rausnimmt, sollte dafür ein eigenes reinstellen“, sagt Göhring. Das passiere derzeit noch zu selten. „Wir haben aber genug Nachschub und müssen halt regelmäßig auffüllen. Das ist kein Problem.“

Beim Weinfest des Lions Clubs machen die Frauen der Lions-Mitglieder Großputz und säubern den Pavillon gründlich. | Bild: Sebastian Küster
Beim Weinfest des Lions Clubs machen die Frauen der Lions-Mitglieder Großputz und säubern den Pavillon gründlich. | Bild: Sebastian Küster

Damit die Bücher nicht auf Flohmärkten oder im Internet verkauft werden können, stempelt Göhring die Bücher ab. Auf der ersten und letzten Seite ist das Lions Symbol für alle sichtbar. „Auch in der Mitte stempeln wir fleißig. Man weiß ja nie wie kreativ die Leute sind“, witzelt er.

Gänzlich unpolitisch soll der Bücher-Pavillon sein. Flyer, Symbole oder sonstige parteiliche Zugehörigkeiten haben auf den geschätzten vier Quadratmetern in der Fußgängerzone nichts zu suchen. Göhring muss deshalb regelmäßig das Inventar prüfen: „Wir kontrollieren sorgfältig, dass hier nichts drin ist, was nicht rein sollte. Es kommt aber nicht oft vor. Bis auf einige Exemplare des Korans, sind politische Bücher wirklich selten zu finden“, sagt er.

Auch mit Vandalismus gab es bislang keine Probleme, freuen sich Göhring und Brauner. „Ob das daran liegt, dass der Pavillon mitten in der Stadt steht, können wir natürlich nicht sagen“, erklärt Roland Brauner, der sich auch um den Pavillon in der Oberen Straße kümmert. Er ist sich jedoch sicher, dass die „soziale Reglementierung“, wie er es nennt, sehr effektiv ist. „Ich glaube, dass so viele dieses Angebot nutzen. Der Pavillon ist sinnvoll, man muss nichts bezahlen. Dagegen kann eigentlich keiner was haben“, sagt Brauner. Lediglich eine kleine Schmiererei auf der Blechkonstruktion unter dem Glaskasten seien den Initiatoren ein Dorn im Auge.

Siegfried Schaller aus Tuningen ist einmal im Monat in Villingen auf der Suche nach neuen Bücher-Schätzen. | Bild: Sebastian Küster
Siegfried Schaller aus Tuningen ist einmal im Monat in Villingen auf der Suche nach neuen Bücher-Schätzen. | Bild: Sebastian Küster

Spätestens nach dem nächsten Großputz geht es dem unerwünschten Graffiti an den Kragen. Ein Mal im Jahr, parallel zum großen Weinfest in der Villinger Innenstadt, wird der Bücher-Pavillon entrümpelt und von innen und außen frisch gemacht. „Das muss auch sein. In einem Jahr sammelt sich schon wirklich viel Schmutz an. Die groben Sachen säubern wir beim Routine-Besuch ein Mal in der Woche. Das reicht aber natürlich nicht aus“, gesteht Göhring.

Der Bücher-Pavillon kommt bei den Benutzern gut an, Roland Brauner hat beobachtet, dass der Ort ein sehr kommunikativer Ort sei. Immer, wenn das Mitglied des Lions Clubs an der Büchervitrine werkelt, komme er mit Lesern ins Gespräch. „Das freut uns natürlich besonders. Die Leute tauschen sich über Bücher aus. Das ist super“, sagt Brauner.

Einer dieser Interessierten ist Siegfried Schaller. Der Tuninger kommt ungefähr einmal im Monat zum Bücherpavillon. Er schätzt das kostenlose Angebot des Lions Club. „Ich bin auf der Suche nach historischen Büchern. Vor allem das Mittelalter interessiert mich“, sagt Schaller. Für ihn hat der Bücher-Pavillon auch eine nachhaltige Komponente: „Viele schmeißen ihre alten Bücher einfach weg. Hier hat man einen Ort, an den man sie hinbringen kann. Andere profitieren davon. Bücher sollten grundsätzlich weitergegeben werden“, argumentiert er. Schaller hofft, dass der Ort noch lange Bestand hat. In Rottweil sei ein ähnliches Angebot vor einigen Monaten eingestampft worden.