Igel hilft dem Katzenkind

Roland Brauner von der Lions Freizeitwerkstatt und Max Bammert vom Weißen Ring waren überwältigt von der Resonanz auf die von ihren Organisationen mitgetragene Veranstaltung "Pfoten weg!". Am Aktionstag am Sonntag stürmten die Besucher das Fidelisheim in Villingen.

Dort hatte nach der Aufführung des Puppentheaters Präventionsspezialistin Manuela Dirolf einen Vortrag zur Prävention sexueller Gewalt gehalten. Es musste ständig aufgestuhlt werden – mehr als 300 Menschen kamen. Stände des Weißen Rings, der Polizei, von Pro Familia, von Frauen helfen Frauen, des Vereins Grauzone und des Kinderschutzbundes boten viele Informationsmöglichkeiten.

"Pfoten weg!" ist ein kostenloses Präventionsprojekt zur Stärkung der Persönlichkeit von Kindern. Zahlreiche Sponsoren übernehmen die Kosten für die Veranstaltung – selbst für den Bustransfer der Kinder aus dem Umland war gesorgt. Die Konstanzer Puppenbühne von Irmi Wette ist für die Kreativarbeit zuständig und präsentierte an mehreren Tagen eine kindgerechte Aufführung des Stücks "Pfoten weg". Laut Roland Brauner werden mehr als 3000 Kinder und Betreuer das Stück gesehen haben.

Irmi Wette nimmt sich der Prävention auf eine sanfte und stärkende Art an. Die Geschichte blickt in eine ganz "normale" Katzenfamilie, die Besuch von Onkel und Tante bekommt. Doch die "krakenartigen Umarmungen und feuchten Schlabberküsse" der beiden behagen den Kindern gar nicht. Die Eltern möchten gerne, dass sich die Kinder gut benehmen und merken zunächst nicht, wie unangenehm die Verwandtschaft auffällt. Besonders der Onkel nähert sich einem Katzenkind und bedrängt es. Gott sei Dank gibt es die Freunde Igel, Hase und die Wildschweine auf ihrem "Feuerstuhl". Sie bestärken die Katzenkinder darin, sich zu wehren. Wenn es unangenehm wird, einfach laut "Nein" schreien. Und so wird es auch gemacht. Und auch bei den Eltern finden die Kinder Unterstützung. Onkel und Tante ziehen beleidigt ab – sehr zur Freude der ganzen Familie.

Dass Aufklärung über sexuellen Missbrauch auch humorvoll, ohne Warnung vor bösen Fremden, sondern über die Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder laufen kann, zeigt Irmi Wette eindrucksvoll. Mit einem Bilderbuch und viel Material zur Nacharbeitung gingen die Vertreter von Schulen und Betreuungseinrichtungen nach Hause.

Mehr als 90 Prozent aller sexuellen Übergriffe auf Kinder finden im engsten Freundes- und Familienkreis statt. "Wir müssen permanent an diesem Thema dran bleiben", erklärt Max Bammert vom Weißen Ring, "das große Interesse an der Veranstaltung hat gezeigt, dass es Bedarf gibt." Das zeigen, so Bammert, auch die Zahlen der angezeigten Missbrauchsfälle im Schwerzwald-Baar-Kreis. Die nehmen stetig zu – und die Dunkelziffer ist noch viel höher. Der Weiße Ring arbeite, so Bammert, eng mit der Polizei zusammen und begleite die Betroffenen zu Behördengängen.