Einladung zum Schmökern mitten in der Stadt

Lions-Club Villingen baut Häuschen in der Oberen Straße zu einem öffentlichen Bücherregal um. Im April startet das Projekt

Unscheinbar und verlassen steht das kleine Häuschen in der Oberen Straße. Zweifellos hat es schon bessere Zeiten gesehen. Während sein Zwilling ein paar Meter weiter Richtung Oberes Tor mit ausgestellten Bildern zumindest hin und wieder einen Blick erhaschen kann, schenkt ihm kaum jemand Beachtung. Wenn es nach dem Lions-Club Villingen geht, soll sich das zukünftig ändern. Denn hier soll Villingens erstes öffentliches Bücherregal entstehen. Der Club, der sich dem Dienst für die Gesellschaft verpflichtet hat, ist Sponsor und Initiator des Projekts und arbeitet hierfür eng mit der Stadt zusammen.

Das Konzept könnte kaum einfacher sein: Der Lions-Club sorgt für die Erstbestückung. Danach können Bücher kostenlos mit nach Hause genommen, eigene Bücher in das Regal gestellt werden. So halte es sich selbst am Leben, meint Robert Göhring, letztjähriger Präsident des Lions-Clubs. Die Idee für einen Gratiszugang zu Büchern habe es bereits vor zwei Jahren unter dem damaligen Präsidenten Martin Geisinger gegeben. Aber es scheiterte an den Kosten und am nicht vorhandenen Platz. Als dann in einer Sitzung der Stadt der seit langem verwaiste Glaskasten zur Sprache kam, habe Andreas Dobmeier, Kulturamtsleiter und selbst Mitglied des Clubs, die Chance ergriffen, so Robert Göhring.


Die Pläne seien bereits fertig. Die Glasfenster und die Tür werden von Glasbauer Artus Summ hergestellt und sollen die Bücher vor Wind und Regen schützen. Die Stadt übernimmt die Renovierung des Häuschens und den neuen Anstrich in einem dunklen, warmen Grau. Im Kasten werde dann ein zweistöckiges Rondell aufgebaut, über das die Bücher zugänglich sein werden. Damit die Dunkelheit nicht vom Schmökern abhält, werde es zusätzlich beleuchtet sein.

Und nach Ostern, so hofft der Club, kann dann mit der Erstbestückung begonnen werden. „Es wird eine völlig gemischte Auswahl geben“, sagt der letztjährige Präsident, damit möglicht viele Menschen angesprochen werden können. Besonders denjenigen, die sonst keinen Zugang zu Büchern haben, soll so geholfen werden. Aber auch dem einen oder anderen Lesemuffel könne dann hoffentlich ein Impuls zum Bücherlesen gegeben werden.

Sorgen macht sich Robert Göhring nicht: „Wir sind guter Dinge und haben keine Angst vor Vandalismus.“ Denn zahlreiche Städte in der ganzen Bundesrepublik haben bereits vergleichbare Angebote. Und dort funktioniere es schließlich auch.