Wie aus Schrott Kunst wird

Eine Motorsäge röhrt, die Trennscheibe kreischt ohrenbetäubend, und in die Stichflamme des Schweißbrenners schaut man ohne Augenschutz nicht ungestraft.

Thomas Putze, ein Bildhauer und Künstler aus Stuttgart (Mitte), fertigt mit Schülern der Bickeberg-Schule eine Skulptur aus Holz und Schrott-Material.  Bild: Spille
Thomas Putze, ein Bildhauer und Künstler aus Stuttgart (Mitte), fertigt mit Schülern der Bickeberg-Schule eine Skulptur aus Holz und Schrott-Material. Bild: Spille

Man wähnt sich auf einer Baustelle, doch diese Tätigkeiten geschehen zwischen Turnhalle und Sportplatz der Bickebergschule, wo Thomas Putze, ein Bildhauer und Künstler aus Stuttgart, zusammen mit den Schülern Ahmet, Phong Phit und Coskun aus den Überresten der schuleigenen Heizungsanlage und Robinienholz eine Skulptur fertigt.Noch ist nicht viel zu sehen, die Stämme und Äste der in der Vorwoche von Rektor Hans-Joachim Bürner und den Schülern an der Mülldeponie in Tuningen gefällten Bäume sind erst teilweise entrindet und die großen Ventilräder und verrosteten Stahlrohre liegen wild durcheinander.

 

Doch manches ist schon zusammengefügt, bildet schon eine faszinierende Einheit aus Metall und Holz, Technik und Natur.

Den Künstler Thomas Putze hatte Bürner im Rahmen eines Leitungstreffens für das Projekt „Kunst-Stück“ der Robert-Bosch-Stiftung Anfang des Jahres kennengelernt. „Ich erzählte ihm von meiner Vorstellung eines ,Traumschlosses aus Kunst und Bildung', wie ich es gerne hier an der Schule hätte, und erzählte ihm von meiner Sammlung alter Heizungsrohre und Gegenstände an unserer Schule“, erzählt Bürner. Diese Idee setzte der Künstler sogleich in eine Zeichnung um, was Bürner schließlich dazu bewegte, diesen direkt an die Bickebergschule einzuladen. Und da für die Zehntklässler der Schule in dieser Woche eine Projektprüfung „Technik und Kunst“ ansteht, wurde die Gelegenheit am Schopfe gepackt.

 

„Ahmet, Coskun und Phong Phit sind handwerklich recht geschickt und so konnten wir innerhalb kurzer Zeit schon einiges erarbeiten“, verdeutlicht Thomas Putze seine Aufgabe, die er in den vier Tagen hier erledigen wird. Diese besteht darin, die Jugendlichen an das Material heranzuführen, die Maschinen bedienen zu lassen und ein Gefühl für die räumliche Gestaltung eines Kunstwerkes bekommen zu lassen. Zwar werde man damit sicher nicht fertig werden. „Aber das Tor ist aufgestoßen, wir werden die Skulptur, die im Hof einbetoniert werden soll, bis Ende des Jahres fertiggestellt haben“, ist Bürner zuversichtlich.

Dabei, so gesteht er ein, hätte er gern selbst an diesem Projekt teilgenommen. „Aber da musste ich schon selbst einsehen, dass ich mich da nicht einbringen darf und das Feld dem Künstler überlassen sollte, der einen ganz anderen Zugang zu den Jugendlichen hat als ich“, sieht es Bürner gelassen.